"Mens sana in corpore sano! = Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper oder Wenn erwachsene Menschen vernünftig Sport und Spiele treiben, so wehren sie sich wider der urwüchsigen Kraft"
Unter diesem Motto gründeten am Heiligabend 1911 im ehemaligen Gasthaus Zametzer, dem heutigen Gasthaus Eger, - vis a vis der Kirche - siebzehn junge Burschen und Männer den 1. Sport- und Schützenverein Bavaria Pinzberg.
Es waren dies: der Gastwirtssohn Johann Zametzer, Hans Freund, der Gastwirtssohn Hans Zametzer Hs. Nr.51, der Fuhrwerksbesitzer Hans Schwarzmann Hs. Nr.12, Ökonom Josef Hofmann, Mechaniker Johann Wagner, Ökonom Baptist Eismann, Metzger Konrad Zametzer, Ökonom Hans Schwarzmann Hs. Nr.45, Kunstschlosser Hans Zöbelein, Ökonom Josef Krauß jun., Ökonom Hans Eger, Polier Moritz Schmitt, Ökonom Johann Lösel Ökonom Georg Henglein, Gosberg, Ökonom Hans Bitter Hs. Nr.56 und Schuhmacher Josef Wagner.
Zum ersten Vorsitzenden des neuen Vereins wurde Johann Zametzer, der Sohn des damaligen Vereinsgastwirts Zametzer, gewählt. Damit hatte Pinzberg neben der Schützengesellschaft Andreas Hofer Pinzberg einen weiteren Schützenverein.
Von Anfang an herrschte ein reges Vereinsleben. Bereits im Januar 1912 wurde das Schulschießen aufgenommen und im Februar desselben Jahres die erste Vereinsscheibe herausgeschossen. Sieger wurde Johann Wagner, Haus-Nr. 69. Das Zametzer'sche Gasthaus diente als Vereinslokal und Schießort. Während des Jahres 1912 nahmen bereits Mitglieder von Bavaria Pinzberg an Schießwettbewerben in Forchheim und bei Wilhelm Tell Kunreuth teil.
Königlicher Besuch in Pinzberg
Ein erster Höhepunkt im Vereinsleben war die Aufstellung eines Triumphbogens in Höhe des Zametzer'schen Gasthauses anlässlich der Durchreise des Prinzen Ludwig von Bayern im Juni 1912 durch Pinzberg.
Als dann Prinz Ludwig im Jahre 1913 den bayerischen Königsthron bestieg, sandte Bavaria Pinzberg ein Huldigungstelegramm mit folgendem Text:
"Anläßlich der Thronbesteigung S. M. König Ludwig III. nebst hohen Gemahlin Maria Theresia entbieten der 1. Sport- und Schützenverein Bavaria Pinzberg die herzlichsten Glück- und Segenswünsche und geloben auch fernerhin unverbrüchliche Treue zum Hause Wittelsbach."
Als Antworttelegramm traf ein:
"Für treue Segenswünsche sage Ich und die Königin besten Dank. Ludwig."
Geselligkeit und Vereinsleben
Neben dem Schießsport wurde auch das gesellige Leben gepflegt. Vereinsbälle und Theateraufführungen waren von Anfang an feste Bestandteile des Vereinslebens. Sportlichen und geistigen Belangen wurden gleichermaßen Entfaltungsmöglichkeiten geboten. Zur Tradition entwickelten sich das um die Weihnachtszeit stattfindende Königsschießen und der alljährlich in der Faschingszeit ausgerichtete Schützenball. Beide Veranstaltungen sind auch heute noch feste Bestandteile des Vereinslebens.
Der 1. Weltkrieg und seine Auswirkungen
Bereits drei Jahre nach der Gründung des Vereins brach der 1. Weltkrieg aus. Sechs Vereinsmitglieder mussten hierbei ,,für das Vaterland" ihr Leben lassen, was für den jungen Verein einen schweren Verlust bedeutete. Von 1914 bis 1919 ruhte das Vereinsleben ganz. Daher fehlen Aufzeichnungen im Protokollbuch für diese Jahre. Auch für die folgenden Jahre sind keine lückenlosen Protokolle vorhanden.
Alte und neue Schützenbrüder versammelten sich wieder und erfüllten den Verein mit neuem Leben. Im Jahre 1926 schaffte man sich eine Königskette an. Der Chronist berichtet:
"Die neue Schützenkette, meister- und musterhaft von der Firma Heimloth München ausgeführt, gehört zu den ersten Schätzen des Vereins und mit flammender Begierde sucht jeder Schütze des Vereins einmal sie für sich zu gewinnen."
Die Münzen dazu hatten Schützen gestiftet. Den Hauptteil der dem Verein geschenkten Münzen bestritt Hans Zametzer, Gastwirt in Langensendelbach. Als erster bekam sie Hans Zametzer überreicht.
Die Jahre 1927-1932 - Schwere Zeiten für den Verein
Leider wurde das Vereinsleben in den Jahren 1927 bis Weihnachten 1931 schwer vernachlässigt. Der 1. Vorstand Johann Zametzer, Gastwirt des Vereinslokals, der den Verein seit seiner Gründung leitete, wurde am Neujahrstag 1932 abgelöst. Die Interessen des Vereins wurden von einer Kommission bestehend aus den Mitgliedern Moritz Schmitt, Konrad Zametzer und Johann Häfner wahrgenommen.
Moritz Schmitt wurde schriftlich am 10. Januar 1932 zum 1. Vorstand gewählt. Die Folgejahre unter der neuen Vereinsführung waren weniger durch besondere Leistungen im Schießsport geprägt als durch die Anstrengungen, Vereinsführung und Kameradschaft neu zu beleben und die Vereinsfahne in den endgültigen Besitz von Bavaria Pinzberg zu bringen. Steigende Mitgliederzahlen waren der Lohn für diese Vereinsführung, kurz: Der Verein blühte in den Folgejahren wieder regelrecht auf. Das Jahr 1935 brachte die Gleichschaltung der Vereine.
Bei der Generalversammlung 1938 stellte sich Moritz Schmitt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wiederwahl. Nachfolger als erster Vorsitzender wurde Josef Kupfer. Moritz Schmitt wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Der 2. Weltkrieg
Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges im September 1939 erlahmte das Vereinsleben wiederum vollständig. Im Krieg verloren sieben Vereinsmitglieder ihr Leben, was für die Familien und den Verein ein schwerer Schlag war.
Die Siegermächte erließen nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 ein totales Verbot für Schützenvereine, weil sie damit eine Remilitarisierung Deutschlands verhindern wollten. Außerdem mussten alle Waffen abgegeben werden. Eine Aufnahme des Vereinslebens war daher zunächst nicht möglich.
Interessant ist es in diesem Zusammenhang zu wissen, dass im Jahr 1946 im Gasthaus Eger ein neuer Verein gegründet wurde, der "Turn- und Sportverein Bavaria Pinzberg 1911", der heutige Sportverein DJK-TSV Pinzberg. Man kann also davon ausgehen, dass es ohne die Tradition der Bavaria keine Sportvereinsgründung zur damaligen Zeit nach dem 2. Weltkrieg gegeben hätte.